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Übersicht

Rede zur Eröffnung der Ausstellung Karin Klemm und Winfried Lüdtke: Malerei und Druck Bei Linde AG, Köln, am 14. Juli 2000

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

das Engagement von Wirtschaftsunternehmen für Kulturprojekte nimmt in Deutschland zwar stetig zu, ist aber noch lange keine Selbstverständlichkeit und wird vielleicht auch – sowohl von der Seite der Kultur als auch von den Unternehmen - bisweilen falsch gesehen. Sponsorship und Mäzenatentum dürfen nicht als Notnagel verstanden werden, auf den die Kulturschaffenden verfallen, da die öffentlichen Geldquellen versiegen. Sie sind vielmehr Ausdruck eines Bewusstseins für Kultur als tägliches Lebensmittel, als – betriebswirtschaftlich gesehen – weicher Standortfaktor, als Teil einer Unternehmensqualität, also Unternehmenskultur und auch als Schritt hin zu mehr Verantwortung des einzelnen für unsere gemeinsame Umwelt und Gesellschaft und damit weg von der Delegation dieser Verantwortung an einen fernen Staat. Ich möchte geradezu von einer Solidargemeinschaft Kultur sprechen.

Solidargemeinschaft Kultur

Firmen, die dies erkannt haben, können, vereinfacht gesprochen, zwei Wege beschreiten. Sie können – und das ist unbedingt notwendig – sich an kulturellen Aktivitäten Dritter beteiligen. Sie können aber auch und zusätzlich versuchen, Kultur in ihre eigene Wirklichkeit, in den Betrieb einzubinden. Dies ist der schwierigere und ungeschützte Weg, denn er ist für ein Unternehmen ungewohnt. Welcher Manager lernt schon im Laufe seines Berufswegs, wie man Kunstausstellungen organisiert? Was hier gefragt ist, ist nicht nur „training on the job“ – denn den Job gibt es ja gar nicht – sondern wahrlich „learning by doing“.

Umso mehr schätze ich es, daß die Linde AG Werksgruppe Kälte- und Einrichtungstechnik diesen Weg eingeschlagen hat – und nach allem, was ich von den beiden Künstlern dieser Ausstellung gehört habe, offenbar mit wirklich großem Engagement. „So gut ging’s uns noch nie“ ist die einhellige Meinung von Karin Klemm und Winfried Lüdtke, in deren Namen ich mich bei der Unternehmensleitung im übrigen herzlich dafür bedanken möchte. Und als Ausstellungsmacher, der schon so manche Kunstaktivität von und in Firmen erlebt hat, darf ich hinzufügen: Die Künstler sehen das richtig.

Künstlerische und andere Arbeit

Meine Damen und Herren, Sie sind heute mit zwei Künstlern konfrontiert, die Sie nicht kennen. Karin Klemm und Winfried Lüdtke, die beide in Mainz leben ohne Meenzer zu sein – das sehen die echten Meenzer ähnlich streng wie die Kölner – sie haben mich, ebenso ein Wahl-Meenzer, mitgebracht und gebeten, etwas über ihre Arbeiten zu sagen. Ich nehme das wörtlich und werde in der Tat über Arbeit sprechen, ganz bewusst über Arbeit in einem Hause, in dem die Arbeit von vielen tausend Menschen verwaltet, organisiert, verwertet, aber auch motiviert, hochgeschätzt und in ihren Voraussetzungen geschaffen wird.

Daß andere die Voraussetzungen ihrer Arbeit schaffen, ist den beiden Künstlern nicht fremd. Frau Klemm und Herr Lüdtke blicken auf eine lange, lebensbestimmende Erfahrung als Künstler zurück, die im Auftrag anderer gearbeitet haben: Er ist von Beruf Theatermaler, sie Innenarchitektin. Für beide stand diese angewandte künstlerische Tätigkeit jahrzehntelang im Vordergrund. Und für beide war klar: das füllt mich nicht gänzlich aus, das kann nicht alles gewesen sein. Und je mehr die beruflichen Anforderungen zurücktraten, umso mehr investierten sie in diese andere, freie, individuelle Seite des künstlerischen Lebens.

Daraus resultiert unter anderem, daß in dieser Ausstellung, über mehrere Etagen verteilt, die Arbeit aus zwei bis drei Jahrzehnten versammelt ist, als Einblick in die gerade besonders intensiven, zurückliegenden Jahre. Sie sollten sich die Zeit nehmen, durch die Etagen hindurch die Entwicklung der beiden Künstler zu verfolgen.

Die Bindung an zweckbestimmte Arbeit – Theaterkulissen oder Inneneinrichtung – bleibt nicht ohne Folgen. Sie wirkt sich aus in einer Gewohnheit, auch künstlerisch zielgerichtet und systematisch zu arbeiten, sei es wie bei Karin Klemm in ihrer ständigen Erprobung und Weiterentwicklung einer „Modultechnik“ möchte ich einmal sagen, d.h. der mehrfachen Anwendung einmal entworfener Grundformen und Druckstöcke, sei es wie bei Winfried Lüdtke in der systematischen Konstruktion seiner Bildräume, die reißbretthaft entstehen und sich jeweils einem bildimmanenten ästhetischen Ziel unterordnen.

Raumeffekte

Sie merken, meine Damen und Herren, ich versuche Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, und dies bietet sich bei dieser Ausstellung durchaus an – übrigens dem ersten gemeinsamen Auftreten der beiden Künstler. Es gibt weitere Parallelen. Sicher nicht ohne Zusammenhang mit der Berufserfahrung ist bei beiden ein gewisses Interesse für Raumeffekte festzustellen. Von Winfried Lüdtke sehen Sie zahlreiche seiner „Faltenarchitekturen“, d.h. Gebilde in scheinbar greifbarer Realistik, die aus faltigen Oberflächen bestehen und Tiefen und Höhen suggerieren. Was das für Gebilde sind, sagt der Maler uns nicht, teilweise sehen wir nur einen Oberflächenausschnitt, nie wird uns die ganze Dimension der Gebilde vermittelt. Es sind nur Falten. Aber – und deswegen sagte ich „scheinbar realistisch“ – diese Falten sind nicht etwa der Natur, etwa einem Stück Stoff, Papier oder Blech nachempfunden, sie sind abstrakt konstruiert, ohne Vorbild nur auf der Leinwand oder der Malplatte entworfen, also auch in diesem Sinne Architektur, nicht Natur. Es geht um das Prinzip Faltung, nicht um die Falten ganz bestimmter Gegenstände.

Den Faltenreliefs Lüdtkes kann man die frühen Holzbilder von Karin Klemm gegenüberstellen. Sie nun kann man wirklich anfassen, sie sind konkretes Material. Wo Lüdtke die raumbildende Wirkung des Lichts simuliert und vortäuscht, baut Karin Klemm ein Szenario mit echten Erhöhungen und Vertiefungen, das mit dem Licht spielt und je nach Beleuchtung unterschiedlich wirkt. Ein weiteres kommt hinzu: Die unterschiedlich farbige Fassung von Front- und Seitenteilen der Stege und Leisten auf ihren Reliefs führt dazu, daß der Bildeindruck sich auch mit der Bewegung des Betrachters wandelt., womit wir selbst zur Bewegung aufgefordert sind, wollen wir das Bild in allen Dimensionen erfassen.

Die Künstlerin kam vom Holzrelief zum Holzschnitt oder Holzdruck. Sie blieb also ihrem Werkstoff treu, allerdings mit völlig unterschiedlichem Ergebnis. Es geht jetzt nur noch um die Gestaltung auf der Fläche, nicht mehr um räumliche Phänomene. Auch beim Maler Winfried Lüdtke gibt es diese Entwicklung zur Fläche. Von den Faltenbergen und –tälern bleiben nur noch die Konturlinien; konstruktiv gesprochen: ein Drahtmodell, eine Gitterstruktur.

Modultechniken

Und jetzt können wir ein Verfahren beobachten, das wiederum beide Künstler bei all ihrer Unterschiedlichkeit verbindet. Ich sprach bereits von der Modultechnik. Gleiche Grundelemente werden im Bild mehrfach verwendet. Lüdtke wiederholt bestimmte Liniennetze, dreht sie und lässt die Strukturen ineinanderwachsen und sich überlagern. Karin Klemm baut ihre Holzschnitte unter anderem durch wiederholte Benutzung desselben Druckstocks, wobei die Druckfarbe variiert wird und da und dort auch Teile der Druckfläche abgedeckt werden. Es wird bisweilen auch in die noch nasse Farbe geschrieben und gezeichnet.

Das Vorgehen in dieser Art erfordert Planung, wobei die Überraschungen während der Arbeit und das Ungeplante, in jedem Schritt integriert werden. Das Ergebnis besteht in Unikaten. Obwohl mit einem technischen Vervielfältigungsverfahren hergestellt, sind die Drucke so wie sie sind unwiederholbar. Die Künstlerin ist nicht an Auflagengraphik interessiert, sondern an der handwerklichen Methodik mit ihren speziellen Ausdrucksmöglichkeiten.

Auch der Maler muß im Bild mit Unwägbarkeiten rechnen. Die Arbeiten wirken zwar wie komplett durchkonstruiert, dennoch weiß er zu Beginn noch nicht, wie das Bild am Ende aussieht. Aus dieser Spannung zwischen gedanklicher Konzeption des Künstlers und der Widerständigkeit der Materie, also dem „Eigenleben“ des Bildes, schöpft freie Kunst unter anderem ihre Kraft, ihre Wirkung. Und hierin, als in der Unwiederholbarkeit des künstlerischen Aktes, liegt vielleicht der Hauptunterschied zu industrieller Produktion.

Industrielle Produktionsformen

Industrielle Produktion, Technik und insbesondere Elektronik und Datenverarbeitung sind übrigens für beide Künstler- wieder eine Gemeinsamkeit – Gegenstände von hohem Interesse. Das Motto, das Winfried Lüdtke für diese Auswahl seiner Arbeiten gewählt hat: „Annäherungen an das elektronische Zeitalter“, trifft auch zum Teil für Karin Klemm zu. „Computerspiele“ nennt sie diese Serie von Holzdrucken, in denen ihr synthetisches Prinzip am deutlichsten realisiert wurde. Und in den letzten Bildern von Winfried Lüdtke, die Sie ebenfalls hier unten sehen, werden Sie ohne Mühe technische Konstruktionen, Grundrisse, Schnittmuster, Schaltpläne und Computerplatinen als Anregungen entdecken.

Überhaupt die Anregungen: Spüren Sie den angegebenen Bildtiteln nach und fragen Sie die beiden Künstler selbst nach den verschiedenen Themen und Anlässen für die Bilder. Warum z.B. Winfried Lüdtke ein Bild mit dem Thema „Bühne – Ende“ malt oder was Karin Klemm zu ihrem „song of myself“ angeregt hat.

Ich habe versucht, Ihnen einige Hinweise zur Arbeitsweise von Künstlern zu geben. Künstlerische Arbeit bewegt sich keineswegs im luftleeren, abgehobenen freien Raum, sondern ist gebunden an Konzepte, Pläne, Handwerk, Technik und viele andere Bedingungen. Vielleicht auch deswegen erscheint es besonders interessant, Kunst in Industriebetrieben zu zeigen.

Vielen Dank!

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