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Übersicht

Rede zur Eröffnung der Ausstellung EL Loko: Gesichter – Welten Im Europäischen Kunsthof Vicht, 11. Januar 2003

  • www.el-loko.de

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

in einem Gedicht von 1981 schrieb EL Loko:

„es gibt keinen Ort,
keinen winzigen Flecken auf dieser Welt,
der aus dir, aus mir,
aus jemandem
einen König machen wird.
Es ist deine,
meine,
eines jeden Pflicht,
seine Welt
in ein Königreich zu verwandeln."

Ich möchte diese zwei Sätze benutzen, um mich einer zentralen Arbeit in dieser Ausstellung zu nähern, die etwas mit Königtum zu tun hat. 1988, zwei Jahre nach dem Tod seines einstigen Lehrers Joseph Beuys, baut EL Loko eine Installation mit dem Titel: „Die Herausforderung – Der Mythos Beuys – Objekt 55“. Sie ist hier nach langer Zeit zum ersten Mal wieder zu sehen. (Und vielleicht brauchen – nebenbei gesagt – Hommagen – insbesondere im Falle des Schamanen Beuys - wirklich eine Zeit der Ruhe, bevor man sie ohne Risiko wieder ansehen kann.)

Ein Königsthron

Ein Thron wird uns hier präsentiert, zwar roh gezimmert aus Altholz, aber inszeniert wie ein Heiligtum und von Insignien der Würde und Macht umgeben: Ein Kreuz im Zentrum, zwei Banner rechts und links, am Boden ein Teppich in Farben wie eine Nationalflagge. Und auch diese Attribute einer königlichen Gestalt sind nicht wertvoll im Material, eher ärmlich. Alles andere als Gold, was hier Glanz vermitteln soll. Das Stichwort „Gegenbild“ fällt mir ein, jene Methode, gerade den Gedanken an Farbe zu provozieren, indem man Nichtfarbe – Filz, Erde, Holz, Verbrauchtes und Abgestorbenes – präsentiert. Das Bedeutungsvollste durch Unbedeutendes ausdrücken, Dauerhaftes durch Flüchtiges, Wertvolles durch Vergängliches.

Wer soll denn auf diesem Thron Platz nehmen, die Herrschaft ausüben? Und über welches Königreich? Es wird einer Königsgestalt nicht leicht gemacht: Mit Scherben gespickt ist die Sitzfläche, die im übrigen bereits vom Kreuz okkupiert ist. Hier kann niemand auf den Thron gehoben, zum König gemacht werden, die Illusion müssen wir uns abschminken.

„Die Herausforderung“ heißt es im Titel der Arbeit – es geht also nicht um Festschreibungen von Würde und Ehre, um Kanonisierung und Krönung eines Künstlerfürsten. Beuys ist für EL Loko erst der Anfang, nicht das Ende der künstlerischen Auseinandersetzung. Und „Der Mythos Beuys“ heißt es weiter. Ein Verweis auf mythische Phänomene, Erfahrungen jenseits der realen, rational fassbaren Geschichte, aber auch ein kritisches Attribut.

In dieser Arbeit verbergen sich unendliche Aspekte eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses, das ungleich komplexer war (und noch ist) als jede Beziehung eines Kunststudenten zu einem Akademieprofessor normalerweise. Wenn ich es richtig verstehe, wird es im Kunsthof auch bei zukünftigen Ausstellungen um dieses Thema gehen – das ich im übrigen nicht strapazieren will, denn zu leicht beschränkt man sich bei solchen Betrachtungen auf den Künstler als soziales Produkt und vergisst den freien Menschen.

Dieses Risiko geht jedoch ein Künstler selbst ein, wenn er eine Arbeit vorstellt, die offensichtlich als „Hommage“ im weitesten Sinne verstanden werden kann. EL Loko aber antwortet auf die Herausforderung Beuys mit einem entmythisierenden Ensemble:

Das Vokabular und das Material

Paraphrasen auf das Vokabular des Meisters sind unübersehbar. Das Material Filz, aber hier als Malgrund für den Maler EL Loko. Auch dies als Kommentar interpretierbar und gar nicht fern vom pädagogischen Konzept der Werkstatt Beuys. Das Bestehende und Vorgefundene – Filz als Erbe und durch den Stempel des Meisters für zukünftige Künstlergenerationen kaum noch unbefangen zu benutzen – dieser Filz wird hier wortwörtlich „Bildträger“, „Malgrund“, d. h. er bildet gleichzeitig die Basis, auf der Neues ruht, ist aber auch übermalt, verdeckt. Eine neue Schicht tritt in den Vordergrund, und zwar ganz im Gegensatz zum Alten in starken Farben.

Die Farben stehen für die Hautfarben der Menschheit, zu Füßen des Throns wie eine Weltfahne. Der imaginäre König muss sie bei seiner Thronbesteigung beschreiten, nicht mehr ein roter Teppich, sondern ein vielfarbiger. Und er blickt vom Thron auf diese Vielfarbigkeit herab: sein Königreich.

Erinnern wir uns: Kein Ort kann aus jemandem einen König machen – dieser Königssitz ist unbesetzbar. Aber jeder Mensch muss seine Welt in ein Königreich verwandeln. Hier liegt ein Königreich aus Weltfarben vor uns. Der Künstler hat den grauen Filz, jenes Symbol der Isolation und der kristallinen Kälte (im Sinne von Beuys), verwandelt, zumindest versuchsweise und visionär.

Und ein weiteres: Er hat die Beuys’schen Halbkreuze, die immer nach ihrer anderen Hälfte verlangten, vervollständigt, mit dem Fehlenden ergänzt. Hat die Welt ganz gemacht, einen notwendigen Heilungsprozess visualisiert. Damit hat er nicht nur die Herausforderung angenommen, sondern – auch so ist der Titel zu verstehen – sie an uns weitergegeben. Denn von jener Welt aus allen Menschenfarben, die keinen König mehr braucht, aber in der sich jeder einzelne seiner königlichen Pflicht bewusst ist, von jener Welt sind wir nach wie vor und wie es scheint im Moment wieder besonders weit entfernt.

Noch ein König

Ich möchte die Königsmetapher, die als Ausdruck einer Weltanschauung noch vielerlei Weiterführungen erfordern würde, mit einem Stichworttext eines anderen Beuys-Schülers vorläufig beenden, sozusagen als Parallelprozess. Sie kennen vielleicht die legendäre Aktion von Joseph Beuys mit dem Titel I LIKE AMERICA AND AMERICA LIKES ME. Er verbrachte 1978 mehrere Tage mit einem Coyoten in der Galerie Block in New York. Eines der zentralen Momente dieser Aktion bestand in einer Konfrontation des Künstlers, der sich vollständig in eine Filzdecke eingehüllt hatte, mit dem heiligen Tier der nordamerikanischen Indianer, das erst schnupperte und dann allmählich begann, Fetzen um Fetzen dieser isolierenden Umhüllung abzureißen, bis es jenen merkwürdigen Gast aus Europa freigelegt hatte. Beuys trug zudem einen Spazierstock, der mit seinem gekrümmten Griff nach oben aus der Filzdecke herausragte.

Dazu schrieb Johannes Stüttgen 1984: „Stab: Antenne. KÖNIG KOYOTE. Koyote sieht aus wie ein BEUYS. Koyote voll da. Beuys: in Menschenhaltung, etwas anders als üblich. Koyote merkt: der will mir nicht an den Kragen, hat sich reduziert, ist dadurch wirklich groß. Verhandelt mit mir über den richtigen Kanal. Kontakt jetzt wieder aufgenommen (Ruhe - Sendung!): ist mit meinem König zugange. (Koyote: Beuys-Instrument und umgekehrt.) Verdammt, das ist kaum zu verstehen. Ist überhaupt nicht zu beweisen. Koyote meint: König der Erde, auf dich setze ich! Da mach ich mit. Endlich einer, der mir was beibringen kann. Der weiß, wo es langgeht: FREIHEITSMENSCH. Schöne "Könige" sind mir das sonst! Kaum wahrnehmbar und: runtergewirtschaftet: die Erde: Energiekrise. - Wärme - Wahrheit - Freiheit - Liebe - Mensch - Denken ist königlich.“

Wie kamen wir auf den König? Ohne wirklich nachzudenken hatten wir die Installation als Thron verstanden, und zwar nicht durch Interpretation. Nein, wir sehen sie wirklich so, erfahren sie spontan und unmittelbar als eine Situation, die etwas mit Heiligkeit, Würde, Autorität, auch Mythos zu tun hat. Und das alles, obwohl das verwendete Material dagegen spricht. Wir unterliegen dabei einem Phänomen, das auch bei den meisten anderen Arbeiten in dieser Ausstellung wirkt: Ich meine die Gestaltwahrnehmung, d. h. die Tendenz des Menschen, visuelle Reize bereits im ersten Kontakt zu organisieren und zu Strukturen zusammenzufassen. Das Geheimnis liegt dabei vor allem in der Kombination der Elemente.

Weltweite Kunstsprache

Nun soll uns das heute nicht unter psychologischen Aspekten interessieren. Inwieweit dieses aktive, d. h. interpretierende und begriffsbildende Wahrnehmen angeboren oder erfahrungsbedingt ist, das ist eine komplizierte Frage. Sicher ist: Es handelt sich um ein weltweites Phänomen. Und der Versuch, eine weltweit verstehbare Kunstsprache zu schaffen bzw. diese zumindest als Modell oder Utopie zu thematisieren, gehört sicherlich zu den zentralen Aspekten im Werk EL Lokos, ob es nun um die „Kosmischen Lettern“, die „Weltengesichter“ oder wie heute um die „Gesichter-Welten“ geht.

Wenn das Naturwesen EL Loko auf diesem allgemein menschlichen Wahrnehmen beruht, noch weit vor jeder Künstlerschaft, wenn dann das soziale Wesen EL Loko von Erfahrungen zweier Welten und ihrem Umgang mit Kulturphänomenen geprägt ist, so macht schließlich der freie Mensch EL Loko die Geheimnisse produktiv, erschafft sein eigenes Universum, sein Königreich. Dass dazu die einfachsten Materialien vielleicht die brauchbarsten sind, musste auch er erst lernen.

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