• Hauptseite / Home
    Hauptseite / Home
  • Suche / Search
    Suche / Search
  • Biografie / Biography
    Biografie / Biography
    • Lebenslauf / Curriculum Vitae
    • Aussstellungen / Exhibitions
    • Film
    • Kulturaustausch / Cultural exchange
    • Lehrtätigkeit / Teaching
    • Vortragstätigkeit / Lectures
    • Veröffentlichungen / Publications
    • Bücher & Buchbeiträge / Books and book contributions
    • Sonstiges / Other
    • Ehrenamtliche Tätigkeiten / Honorary activities
    • Englisch / English
  • Texte / Texts
    Texte / Texts
  • Reden / Lectures / Speeches
    Reden / Lectures / Speeches
  • Projekte / Projects / Agenda
    Projekte / Projects / Agenda
  • Kontakt / Contact
    Kontakt / Contact
  • Links
    Links
  • Impressum
    Impressum
Übersicht

Rede zur Ausstellungseröffnung von Annette Allendorf, Claudia Eckstein und Beate Sillescu in der Sparkasse Mainz, Kaiserstraße, am 2. März 1998

Professionalität

Wir erleben im Moment bewegte Tage. Ich meine nicht Nagano, auch nicht die hinter uns liegende Fasnacht, nein, ich meine den Kampf um Guido, Entschuldigung: Guildo, den Meister.

Ich möchte deswegen heute auch über Professionalität sprechen.

Professionalität in der Kunst und Professionalität im Umgang mit ihr sind in den heutigen zunftlosen Zeiten nicht mehr am Titel oder am Amt abzulesen. Funktionen erschaffen Funktionäre, und allzu oft wird der eigene Kompetenzbereich mit Sachkompetenz verwechselt.

"Galerist" - ein inflationärer Begriff
"Art Consultant" - das probiert so mancher
"Kunstreferentin" - ...
"Kulturdezernent" - ein Vorstandsmitglied des Unternehmens Stadt
und zu allem Überfluss "Kunstwissenschaftler" - was ist denn das bitte?

Eine Ausstellung in der Kassenhalle eines Geldinstituts erzwingt die Konfrontation der Kunst mit einem absichtslosen Zufallspublikum. Dieser Kontakt hat zunächst einmal keinen besonders hohen Wert an sich, aber er ist auch nicht wertlos. Die hier hergestellte Situation ist einfach ein Ausdruck der verbreiteten Überzeugung, dass jedem, der irgendwo hinschaut, etwas geboten werden sollte. Oder andersherum: Ein Kunstwerk sollte von möglichst vielen Menschen gesehen werden. Das sind anscheinend humane und womöglich demokratische Überzeugungen. Man sollte sich aber nicht auf ihnen ausruhen. Ebenso wenig wie auf der weiteren Überzeugung, dass jeder, der sich bemüßigt fühlt, über Kunst dann auch reden kann. Solche Sätze fangen häufig an mit "Ich habe zwar keine Ahnung von Kunst, aber...", nach dem "aber" kommt dann z.B. "würden Sie sich das ins Wohnzimmer hängen?" oder "das kann mein Kind auch." Das kennen Sie alle, die Liste lässt sich fortführen.

Öffentlichkeit

Man könnte - und sollte - über Kunst in der Öffentlichkeit mehr sprechen, Anlässe gibt es täglich, ich will nur einen Aspekt herausgreifen, oder einen Weg ein kurzes Stück verfolgen, den ich für wichtig halte.

Ein in der Konfrontation mit Kunstwerken häufig geäußerter Satz ist: "Das sagt mir nichts". Der Satz könnte vielleicht die größte Wertschätzung des Werkes bedeuten, wenn mit ihm gemeint ist: Ich verstehe das Werk nicht, denn es spricht eine eigene Sprache, und wenn ich die Konsequenz ziehe: Ich will diese Sprache erlernen. Ich will mit dem Kunstwerk arbeiten, damit es mir vielleicht später etwas sagt.

Nun, meine Damen und Herren, Sie wissen alle, dass diese Konsequenz selten gezogen wird. In der Regel gleiten Augen und Aufmerksamkeit über die Oberfläche hinweg, gleiten an ihr ab, entgleiten selbst ins Oberflächliche, und was dann übrig bleibt, sind Geschmacksurteile, über die man bekanntlich streiten oder auch nicht streiten kann, von denen man zumindest aber nichts lernen kann, soviel ist sicher.

Die Sprache des Kunstwerks, die ich meine, ist keine Fachsprache, und sie besteht auch nicht aus gut klingenden Vokabeln, mit denen man Eindruck machen kann, es ist keine Vernissagensprache, aber es ist auch keine Geheimsprache. Jeder kann sie erlernen. Wie?

Annäherung

Ein Kriterium für Qualität: Wer sich einem guten Kunstwerk mit der Absicht nähert, es zu erarbeiten, der stößt nicht an eine Mauer, versinkt aber auch nicht in einem Sumpf. Verfolgen wir die Metapher weiter: Es gibt die Chance, vorwärts zu kommen, Terrain zu erobern, neue Welten zu entdecken, wieder Boden unter die Füße zu bekommen.

Machen wir uns also auf den Weg und begeben wir uns an die Arbeit, denn wir müssen gegenüber den Künstlerinnen aufholen, einholen werden wir sie vermutlich nicht. Gute Kunst ist, sosehr wir uns auch anstrengen, immer einen Schritt voraus. Und hier - ganz nebenbei - eine Bemerkung zur Professionalität der Künstler: Entscheidend sind auch hier nicht Titel, Ämter, Lebensläufe und Mitgliedschaften, sondern die Arbeit, der Prozess der Eroberung, die Kontinuität, der Selbstzweifel, aber auch das Selbstvertrauen, und das Misstrauen gegenüber vorgefertigten Antworten und Lösungen, das Wissen, wo innerhalb dieses vieldimensionalen Universums "Kunst" ich mich befinde, und gleichzeitig der Wunsch, diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen, um einen neuen zu finden - aber auch nicht zu schnell, d.h. bevor ich ihn richtig ausgekundschaftet habe. Es ist im Grunde eine Reise zum eigenen Ich. Und das Bewegende für einen Außenstehenden, einen Nicht-Künstler wie mich, der einen Meter mit Ihnen geht - das sage ich Ihnen allen Dreien ganz persönlich - das Bewegende ist, Menschen zu begegnen, die sich auf der Reise befinden.

Annette Allendorf, Claudia Eckstein und Beate Sillescu sind sich auf der Reise begegnet, richtiger ist: Man hat sie zusammengeführt, für einen Moment, ich denke, einen glücklichen Moment.

Was können wir an dieser Kreuzung für Wegzeichen festmachen? Ich will Ihnen weder das beschreiben, was Sie sowieso sehen, noch das, was Ihnen die Künstlerinnen über ihre Biographie selbst erzählen können. Nur einige Linien.

Ansätze

Die Suche nach der menschlichen Figur und ihrer Geschichte, vor allem der weiblichen Figur. In einem großen Sprung vom archaischen Entstehen, Wachsen aus Natur, sich Räkeln in organischer Substanz, aber auch sich öffnen, verletzt werden, verbogen werden, Altern, Verwachsen - Claudia Eckstein - über den urtümlichen Abbildungsversuch in einem so klassischen Material wie Terracotta, selbst Erde, aber nicht ohne Ironie umgesetzt, das weibliche "Idol", eines der ersten Sujets der Menschheit, sogar karikierend - Annette Allendorf - bis zur Karikatur der Karikatur: Idole von heute, langbeinig, glatt, in Serien reproduziert und reproduzierbar - Beate Sillescu.

Das Ertasten und Erfinden von Oberflächen dieser Figur: Knorriges Holz, Bäume, die Struktur und Oberfläche ist nicht nur abgebildet, sondern auch fühlbar im pastosen Farbauftrag. Der Versuch, haptische Qualitäten verschiedener Art spürbar zu machen, sowie Synästhesien der Sinne zu erzeugen: extreme Kombinationen, Ton und Video, Ultraschall. Und das Spiel mit Hautoberflächen, Stoffen und Stofflichkeiten, Vorder- und Hintergrund.

[an dieser Stelle fehlen einige improvisierte Bemerkungen, die ich spontan gemacht habe]

Verantwortung

Professionelle Kunst braucht Raum, geistigen Aktionsraum aber auch ganz konkrete Plätze. Professionelle Kunst braucht verantwortungsvollen Umgang mit ihr. Verantwortung gegenüber den Künstlern und ihren Werken, Verantwortung gegenüber dem Publikum und der Öffentlichkeit. Verantwortung gegenüber dem komplizierten Prozess der Wahrnehmung und Auseinandersetzung, von dem ich heute Abend nur Streiflichter entzünden konnte und wollte.

Es reicht eben nicht, dass es Geld gibt - Geld für die Kunst ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung - Mathematiklehrer Preywisch wird Ihnen das ggf. erklären können - es reicht auch nicht, dass jemand, wie es immer so entlarvend heißt: "eine Ausstellungsmöglichkeit zur Verfügung stellt", die dann nur eine leere Wand ist.

Ich möchte mit allem Nachdruck betonen, dass, nach allem was ich in der Vergangenheit erfahren und persönlich erlebt habe, die Zusammenarbeit zwischen der Sparkasse Mainz, dem Essenheimer Kunstverein und den Künstlern von diesem Verantwortungs- und Problembewusstsein geprägt ist, jenseits aller Raumprobleme. Da stützt man sich nicht auf die Schaufel und begnügt sich mit gegenseitigem Auf-die-Schulter-Klopfen, sondern bemüht sich gemeinsam, den steinigen Weg so gut es geht dem Publikum zu ebnen, ohne ihn glatt und abschüssig zu machen. Das Material ist bereitgestellt, die Arbeit vorbereitet.

Und jetzt sind Sie dran!

Übersicht
  • Hauptseite/Home
    Hauptseite/Home
  • Suche/Search
    Suche/Search
  • Biografie/Biography
    Biografie/Biography
  • Texte/Texts
    Texte/Texts
  • Reden/Lectures/Speeches
    Reden/Lectures/Speeches
  • Projekte/Projects/Agenda
    Projekte/Projects/Agenda
  • Kontakt/Contact
    Kontakt/Contact
  • Links
    Links
  • Impressum
    Impressum