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Übersicht

Rede zur Ausstellungseröffnung von Karin Klemm, Christel Schnitzler-Steinbach und Ursula Sirrenberg im Foyer des Landtags Rheinland-Pfalz, Mainz, am 17. Juni 1998

  • Karin Klemm
  • Christel Schnitzler-Steinbach
  • Ursula Sirrenberg

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

als ich vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal von dem Vorhaben hörte, die drei hier versammelten Künstlerinnen gemeinsam auszustellen, dachte ich, darauf hätte man schon früher kommen können, denn ich halte die hier entstandene Kombination zum Trio für ideal. In der Tat aber bilden Karin Klemm, Christel Schnitzler-Steinbach und Ursula Sirrenberg keineswegs eine Künstlergruppe, haben noch nie zuvor zusammen ausgestellt und sich teilweise überhaupt erst aus Anlass der Vorbereitung dieser Ausstellung kennen gelernt.

Sie wissen, es ist gut begründetes und mittlerweile bewährtes Verfahren, dass der Landtag Rheinland-Pfalz ausschließlich Gruppenausstellungen veranstaltet. Das bedeutet nicht, dass nur bereits existierende Gruppen hier präsentiert werden, nein: immer wieder entsteht erst hier eine Zusammenstellung einzelner Künstler, sozusagen eine Gruppe auf Zeit.

... was immer wieder die spannende Frage nach dem Gemeinsamen und dem Trennenden aufwirft - und damit auch den Eröffnungsredner vor die Gretchenfrage stellt: Handele ich die Künstlerinnen und Künstler einzeln ab oder wage ich den großen Wurf der Gesamtschau. Ersteres ist gedanklich einfacher, kann aber, wenn mehr als fünf, sechs Beteiligte zu würdigen sind, ermüdend werden. Irgendwann fangen die Zuhörer an, rückwärts mitzuzählen: jetzt noch drei, jetzt noch zwei, Land in Sicht.

Der Versuch dagegen, Gemeinsames herauszufinden und damit auch dem Wesen künstlerischer Arbeit näher zu kommen: das ist bedeutend schwieriger und auch mit Risiken behaftet. Sehr schnell steht man in der Gefahr, dem übergreifenden Gedanken das Einzelne zu opfern, Künstlern eine Gemeinsamkeit aufzuzwingen, die ihnen nicht entspricht.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die Aufgabe anzugehen, Ausflüchte in Allgemeinplätze, Hervorkehren bedeutsamer Zitate, kunstmarkt-politische Randbemerkungen, launige Anekdotensammlungen - das habe ich alles schon ausprobiert. Die Phänomenologie der Eröffnungsreden ist reich entwickelt.

Eine geglückte Kombination

Es gibt aber eine Situation, eine glückliche Situation, die einem nur manchmal gegönnt ist und die man tunlichst ausnutzen und ausdrücken sollte: Die spontane Erfahrung nämlich, dass das Experiment gemeinsamer Präsentation geglückt ist. Die Erwartung einer interessanten Gruppenausstellung der drei hätte ja auch enttäuscht werden können.

Das muss nichts mit der künstlerischen Qualität zu tun haben, das ist von den räumlichen Gegebenheiten abhängig, auch von der Fähigkeit, die eigene Arbeit im Zusammenhang mit Werken anderer Künstler überhaupt wahrzunehmen - übrigens ein Merkmal der Professionalität. (Ich habe schon 80jährige Künstler erlebt, die sich um 50 Zentimeter Wandfläche gestritten haben.)

Als ich aber vorgestern herkam und in der Gemeinsamkeit sah, was ich bis dahin nur in Einzelpräsentationen oder in den Ateliers gesehen hatte, rief ich innerlich aus: Ja, genau, das ist geglückt. Und noch schöner dann, zu spüren, dass auch die beteiligten Künstlerinnen zufrieden sind. Und auch die Augen von Doris Peckhaus leuchteten - Doris Peckhaus, die Organisatorin des Kulturprogramms im Landtag, die ich nach wie vor für ihre Begeisterungsfähigkeit und Zähigkeit in ihrer Arbeit bewundere.

Ich gebe also einen gemeinsamen Eindruck wieder, und ich hoffe, Sie werden meine Empfindung teilen: Die Ausstellung von Karin Klemm, Christel Schnitzler-Steinbach und Ursula Sirrenberg vermittelt Optimismus, Frische, Beweglichkeit und Energie. Ein Eindruck, der noch verstärkt wird, wenn man die Künstlerinnen persönlich kennen lernt.

Ich spüre eine Bejahung des Lebens, und zwar auch und gerade unserer derzeitigen Existenz. Keine Beschwörung von Vergangenem, keine selbstgefällige Zivilisationskritik, schon gar nicht abgeklärtes Sich-Zurück-Lehnen, vielmehr eine Faszination von der Welt wie sie heute ist und - noch viel wichtiger: was man aus ihr machen kann. Und die Lust, die Kraft, manchmal auch die Wut, auf jeden Fall der Wille, etwas aus ihr zu machen.

Wo ist nun die Welt in den Bildern der drei Künstlerinnen? Wie antworten sie auf die Bilder, die Fragen, die Probleme und die Ideen, die uns umgeben und umtreiben? Die Ausstellung zeigt ausschließlich ungegenständliche Grafik und Malerei, aber der Bezug zur Welt ist überall da, ohne dass die Welt die Kunst dominieren würde.

Karin Klemm

Ich war überrascht, als Karin Klemm in unserem letzten Gespräch das Wort "Ausdruck" benutzte. Dass eine Künstlerin, die ihre Bilder eher baut als malt, die Wurzeln in den Licht- und Strukturexperimenten der Op Art und Kinetik hat und die mit Rastern, Rapporten und Reliefs experimentiert, folglich leicht in die konzeptionelle Großrichtung der Kunst einzuordnen ist, dass diese Künstlerin ohne Scheu etwas "ausdrücken" will, wunderte mich. Was ist nun ihre Antwort auf die Welt? Karin Klemm ist fasziniert von den medialen Möglichkeiten der heutigen Bilderproduktion und verleiht dieser Faszination Ausdruck. Sie könnte Computerkünstlerin sein, aber sie bleibt bei ihrem klassischen mit der Hand bearbeiteten Material, dem Holz.

Ihre Holzschnitte und Holzdrucke sehen wir in dieser Ausstellung, ergänzt durch einige frühere Holzreliefs. Der Holzschnitt von Karin Klemm, gedruckt auf Leinwand und zur Zeit - aber das muss nicht so bleiben - fast ganz ungegenständlich, ist ein kompliziertes Verfahren der vielfachen Benutzung nur weniger Druckstöcke. Am Anfang steht ein sehr expressiver und körperlich schwerer Bearbeitungsschritt: Die Tafel wird geritzt, gestemmt, Schraffuren entstehen, grobe Formen. Die Spur der Hand gräbt sich ins harte Holz. Aber diese handgemachte Form ist nur das Ausgangsmaterial. Dieselbe Druckplatte, häufig halb so groß wie das tatsächliche Bildformat, wird in der Folge mehrfach benutzt, gegeneinander verschoben, mit unterschiedlichen Farben abgedruckt, wobei immer wieder einzelne Bildteile auch abgedeckt werden.

Dieses synthetische Prinzip, d.h. das Vervielfältigen und mehrfache Kombinieren eines gleichbleibenden Ausgangselements, wodurch sich völlig neue Bilder ergeben, ist in der Tat auch in der Computergrafik wiederzufinden. "Computerspiele" heißt eine der Serien von Karin Klemm. Überhaupt die Serie: natürlich verlangt das geschilderte Arbeitsprinzip nach der Variation in der Reihung. Hier ist das Element der Bewegung, das heute Abend mehrfach zur Sprache kommt, zum ersten Mal festzuhalten. Das Realisieren verschiedener Zustände durch eine unterschiedliches Nacheinander und Miteinander gleicher Grundmaterialien ergibt wieder eine Richtung auf höherer Ebene.

Das Vorgehen in dieser Art erfordert Planung, wobei die Überraschungen während der Arbeit, das Ungeplante, in jedem Arbeitsschritt mitintegriert wird, so dass die Ergebnisse im Vergleich zur Ausgangsidee eine ganz neue Qualität haben. Aus diesem Grund, der Unwiederholbarkeit einzelner Phasen, sind viele der Drucke von Karin Klemm Unikate. Sie sind nur einmal, so und nicht anders, realisierbar.

Erwähnenswert ist, dass es auch - hier nicht zu sehen - die Rückkehr vom Druck zum Holzrelief gibt. Ehemalige Druckstöcke werden als plastisches Material in Assemblagen wiederverwendet und neu kombiniert. Auch Fundhölzer, natürliche wie Äste oder vorbearbeitete wie Bruchstücke von Leisten, wurden zu Holzbildern verarbeitet. Das synthetische Prinzip und die serielle Reihung finden sich hier wie dort.

Christel Schnitzler-Steinbach

Christel Schnitzler-Steinbach ist die Analytische unter den drei Künstlerinnen. Ihre Bilder sind Ergebnisse einer intensiven Beobachtung von Phänomenen, die jeder Einzelne kennt und individuell erfahren kann, die aber ebenso generell sind, geradezu physikalische Grunderfahrungen und Gesetzmäßigkeiten. Es geht um nichts weniger als Bewegung von Licht durch Zeit und Raum. In jeder ihrer hier ausgestellten Arbeiten werden Sie Staffelungen von Räumen finden, Räume, deren Dimensionen durch Licht und folglich auch durch das schönste Kind des Lichts, die Farbe, definiert sind. Aber die Räume sind in Bewegung, wir können verschiedene Phasen ihrer Gestalt unterscheiden, zwei, drei oder mehr zeitgebundene Zustände überlagern und addieren sich - "Raumadditionen" nennt die Künstlerin eine Arbeitsserie - womit sie einen Gedanken anspricht, der spätestens im Kubismus und Futurismus aufleuchtete: "Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen". Das Nacheinander wird zum Nebeneinander oder auch Über- oder Hintereinander, jedenfalls verbunden in einem einzigen Bild.

In den Holzbildern von Karin Klemm, deren Ansicht und Farbigkeit sich mit der Bewegung des Betrachters wandeln, finden wir übrigens eine andere Formulierung derselben Ausgangsfrage.

Die Bilder von Christel Schnitzler-Steinbach aber haben aber - zumindest physisch - nur eine Ansicht, sind statisch. Vielleicht wurzelt die Ruhe, die sie ausstrahlen, darin, dass jeder einzelne Augenblick seine Spur im Bild hinterlassen hat. Dadurch hebt sich die Flüchtigkeit und Instabilität der Wahrnehmung auf, und es entsteht ein sehr umfassender Blick auf eine Welt, die man gewohnt ist, nur in vorbeihuschenden Einzelheiten zu erleben. Diese Leistung, d.h. die Visualisierung ganzheitlicher Erlebnisse, kann vielleicht nur die Kunst vollbringen, auf jeden Fall ist sie eine ihrer vornehmsten Leistungen.

Ich springe noch einmal in den Alltag zurück. Sie sollten wissen, auch wenn entsprechende Studien hier nicht ausgestellt sind, dass Christel Schnitzler-Steinbach sich mit Fotografie auseinandersetzt. In Serien von Polaroid-Fotos dokumentiert sie z.B. wanderndes Sonnenlicht in einem bestimmten Zeitabschnitt, indem sie immer wieder aus gleicher Perspektive dieselbe Raumsituation aufnimmt und die subtilen Veränderungen festhält und konserviert. Das Nacheinander, bestimmt und erkennbar durch die große Bewegung unserer Welt, den Sonnenkreislauf, erscheint dann als Nebeneinander auf einem Blatt.

Sie sollten auch wissen - auch davon ist heute hier nichts zu sehen - dass die Künstlerin sich durchaus mit der Bewegung des konkreten Menschen beschäftigt hat, z.B. mit den flüchtigen, hetzenden Gestalten in der Pariser Metro oder auch den Bewegungsphasen einer Hochspringerin.

Ein dritter und letzter Ausflug in weitere Gedankenwelten von Christel Schnitzler-Steinbach soll nur angedeutet werden: Fast logisch, dass sie sich für moderne Architektur interessiert, nur konsequent, dass sie die Theorie der Postmoderne und des Dekonstruktivismus studiert hat, und folgerichtig und dennoch etwas überraschend, dass sie von städtebaulichen Phänomenen wie La Défense bei Paris oder den Parc de la Villette fasziniert ist, den der Architekt Bernhard Tschumi "das größte diskontinuierliche Gebäude der Welt" genannt hat. ... "das größte diskontinuierliche Gebäude der Welt" ...

Ursula Sirrenberg

Ursula Sirrenberg treibt ebenfalls eine Faszination, auch diese Faszination hat eine Wurzel im Ausland, in diesem Falle in den USA, und auch für diese Künstlerin steht ein großer lebensbejahender Gedanke im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie macht es einem leicht, diesem Gedanken zu folgen, der da heißt HOPE - Hoffnung. Das Wort in seiner überzeugenden Einfachheit - eine leicht zu sprechende Silbe, vier Buchstaben in ausgewogener Balance von Konsonanten und Vokalen, und wenn man es spricht, hat es einen Klang wie ein urtümlicher Ausruf, eine Aufwärtsbewegung ist da spürbar, HOPE : dieses Wort ist Thema, Motto, Inhalt und Ausdruck, wenn nicht sogar Absicht und Appell der gesamten malerischen Arbeit von Ursula Sirrenberg der letzten Jahre.

Das Wort tritt einem in den Bildern ganz konkret entgegen, ist ablesbar - manchmal deutlich, manchmal erst nach längerer Suche. Schrift und Buchstaben im Bild haben ihre Geschichte, in unserem Jahrhundert vor allem in den Collagen des Kubismus, bei Schwitters und im Dadaismus, und nach dem Kriege etwa in den Spielarten der visuellen Poesie nachzuvollziehen. Auch Karin Klemm hat Erfahrung mit imaginären Schriftbildern. Was uns bei Ursula Sirrenberg allerdings entgegenspringt, ist keine formale Untersuchung, kein Spiel mit Sinn oder sinnentfremdeten Kulturelementen, sondern ein deutlicher und direkter Anruf: HOPE.

Man ist versucht, diesem Anruf, diesem Aufruf auszuweichen, denn wir sind nicht mehr gewohnt, auf Appelle aus der Kunst zu reagieren - was angesichts der großen Zahl ebenso gut gemeinter wie schlecht geratener Werke mit Aufforderungscharakter vorwiegend aus der Geschichte der politisch motivierten Kunst nur natürlich ist.

Wenn wir aber nicht ausweichen, sind wir herausgefordert, Stellung zu einem philosophisch-ethischen, teils auch psychologischen Begriff zu beziehen, der von sehr vielen gefühlsbezogenen und wertenden Konnotationen begleitet wird. Was nun Hoffnung bedeuten kann, darüber haben am letzten Wochenende in Mainz berufenere Geister philosophiert. Ich will das nicht fortsetzen, sondern zu den Bildern als Bildern zurückkommen.

In diesen Bildern gelingt Ursula Sirrenberg eine Entsprechung von Gedanke und Erscheinung. Ihre Bilder sind voller Bewegung, es geht vorwärts, nicht nur im Pinselstrich, sondern auch in der Gesamtkomposition. In der Balance zwischen schneller, heftiger, spontaner Geste und genau und sorgfältig gesetzter Kontur und Überdeckung liegt der Reiz vieler ihrer Gemälde. Dies gilt im übertragenen Sinn auch für die kleinen Collagen, die Sie - eine originelle Lösung des Raumproblems - auf den Stelen verteilt finden. Hier entspricht der genaue Schnitt mit der Schere der scharfen abgezirkelten Kontur auf den Bildern. Schnitt und Kontur korrigieren und begrenzen das ausufernde Farbenmeer, so wie der Buchstabe und das Wort die diffusen Gefühlsbewegungen bannen und lenken.

Meine Damen und Herren, der Dialog zwischen den drei Künstlerinnen und zwischen den Künstlerinnen und uns ist, wie Sie merken, vielschichtig und vielversprechend. Ich freue mich und danke Ihnen, dass Sie ihn mit mir begonnen haben.

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