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Übersicht

Maschinenträume

Symposium "Industriefilmfaszination" in Oberhausen

Zeitschrift „epd Film“, Juli 1995

  • Kurzfilmtage

Ist der Industriefilm die letzte Bastion der Avantgarde? Hat der Industriefilm mehr Zuschauer als alle anderen Filmsparten? Oder ist der Industriefilm am Ende, rückstandslos aufgegangen in der Interaktivität digitaler Bildschirmhäppchen? - So widersprüchlich wie die Thesen, so letztlich unbeantwortet blieben die aufgeworfenen Fragen auf dem Symposium "Industriefilmfaszination" innerhalb der Oberhausener Kurzfilmtage. In der Fortsetzung der Tagung zum Werbefilm von 1992 widmete man sich ein zweites Mal einem filmischen Seitenzweig, der - dem Anschein nach - nur wenig zur offiziellen Filmhistorie beizutragen hat, der aber gleichwohl immer noch einen gehörigen Faktor innerhalb der Filmwirtschaft ausmacht, wenn auch die Produktionszahlen zurückgehen und der Industriefilm aus den Kinos praktisch verschwunden ist. Genaue Daten über seine Verbreitung sind kaum zu erhalten, da die Distributionswege verschlungen sind. Zur innerbetrieblichen Information eingesetzt, auf Messen und Kongressen zur Selbstdarstellung der Unternehmen benutzt, über Landesfilmdienste angeboten oder auch als Geschäftsbericht in Form der Videokassette verschickt, ist der Industriefilm öffentlich als solcher nicht mehr erkennbar präsent. Wenn man Branchenvertretern glauben darf, scheint die Tendenz heute dahin zu gehen, weniger komplette Filme zu produzieren als "Klammermaterial", das als Clip verwendet wird und Eingang in alle möglichen Verwendungszusammenhänge findet, abhängig vom jeweiligen Informationsbedarf.

Und beim Begriff "Industriefilm" fangen die Schwierigkeiten schon an. Nach der Definition der Veranstalter ging es um Filme, die im Auftrag von Industriebetrieben hergestellt wurden. Auf der anderen Seite versuchten Vertreter eben jener Industrie, den Terminus Industriefilm zu vermeiden, da der Begriff "Industrie" negativ besetzt sei. Angenehmer seien Wörter wie "Wirtschaftsfilm" oder englisch "corporate film". In der Tat aber konzentrierten sich die Filmbeispiele und Diskussionen meist rückwärtsgewandt auf das Bild der Schwerindustrie und schwelgten in nostalgischer Faszination von rauchenden Schloten, riesigen Produktionsanlagen und funkensprühenden Stahlkochtöpfen. Keinen passenderen Veranstaltungsort als Oberhausen hätte man sich dafür aussuchen können, ein Stadtgebilde inmitten der Region, die für Deutschland ein mittlerweile mythisch besetztes Symbol der Industrie mit allen negativen und positiven Beiklängen darstellt. Die Anbindung an die Internationale Bauausstellung Emscher Park, der große finanzielle Unterstützung zu verdanken war, wirkte allerdings eher bemüht. Die Chance, Industriearchitektur und die Baukultur der Region mit der Thematik zu verbinden, wurde nicht genutzt.

Dass man genau mit dem Thema Industriefilm an fundamentale Fragen gegenwärtiger Medienästhetik und -politik stößt, dafür lieferte das viertägige Symposium in Filmen und Wortbeiträgen ausgiebig Hinweise und Arbeitsmaterial. Die entsprechenden Schlüsse musste der Besucher allerdings selbst ziehen, denn weder der Katalog noch die ungeschickte Moderation von Robert Bosshard und Friedhelm Schrooten konnten die im Raum stehenden übergreifenden Zusammenhänge vermitteln. Es blieb bei einer Materialsammlung mit einzelnen Höhepunkten, von denen die meisten der monatelangen kenntnisreichen Sucharbeit von Paul Hofmann und seiner "Kinemathek im Ruhrgebiet" zu verdanken waren.

So gab es unter anderem die seltene Chance, Auftragsfilme von Regisseuren wie Antonioni, Schlesinger, Resnais, Ivens und Godard zu sehen, ohne dass allerdings ein Bezug zum Gesamtwerk dieser Berühmtheiten hergestellt wurde. Spannender fiel die Konfrontation zweier folgenreicher wirtschaftlicher Umwälzungen dieses Jahrhunderts und ihrer filmischen Repräsentation aus, nämlich des amerikanischen Taylorismus und der Industrialisierung der UdSSR. Eric Breitbart, Filmemacher und Ökonom, zeigte zunächst eine frappierende Beziehung auf: 1895 begann nicht nur das Kino, sondern in dieses Jahr fällt auch der erste öffentliche Vortrag von F. W. Taylor, dem Begründer der wissenschaftlichen Untersuchung der menschlichen Arbeitstätigkeit. Die Konsequenzen aus Taylors Forschungen waren eine fortschreitende Optimierung und Effektivierung der Bewegungsabläufe des Arbeiters, verbunden mit einer weitestgehenden Arbeitsteilung in den Fließbandbetrieben. Die Filmkamera als Instrument zur Bewegungsaufzeichnung wurde bald zum unentbehrlichen Hilfsmittel der Rationalisierungsfachleute. Als Propagandainstrument vor dem Hintergrund der gewerkschaftlichen Kämpfe in den USA der dreißiger Jahre benutzt, zeigten dann Filme wie "From Dawn to Sunset" die Beschäftigten der Chevrolet-Werke lieber als glückliche Konsumenten beim Empfangen und Ausgeben ihres Lohnes und nicht so sehr als Heer von Fließbandarbeitern in den Fabriken.

Unter anderen ideologischen Vorzeichen nährte auch die sowjetische Filmavantgarde einen Mythos, nämlich den vom Arbeiter, der mit seiner Maschine verschmilzt und zum Rädchen im Getriebe der ganz großen "Maschine", des Sozialismus, wird. Regisseure wie Vertov, so stellte Hans-Joachim Schlegel in seinem Vortrag heraus, identifizierten Sozialismus mit Industrialisierung und betrachteten sich selbst als Monteure, deren Aufgabe als Künstler darin besteht, die Fakten einer sich verändernden Welt zusammenzusetzen und zum "Ingenieur der menschlichen Seele" (Stalin) zu werden. Abgesehen vom oberflächlichen propagandistischen Effekt in der einen oder anderen Richtung wurde in solchen Momenten die enge Ideenverwandtschaft zwischen Filmmedium und Industrieproduktion mit allen ästhetischen und politischen Konsequenzen deutlich.

Von einer anderen Richtung her näherte man sich noch einmal spürbar dem selbstgestellten Motto "Industriefilmfaszination", nämlich bei der Frage nach der Musik und ihrem Anteil an der Wirkung des Films. Die Veranstaltung begann mit einer Reihe kurzer stummer Werbe- und Wirtschaftsfilme aus dem Pariser Archiv Lobster, am Klavier begleitet von Joachim Bärenz. Dessen reichlich angestaubte Variationen immer wieder gehörter illustrativer Versatzstücke mögen zwar nostalgisches Kintopp-Amüsement fördern, wirkten hier aber reichlich deplaziert. Umso deutlicher wurde im Kontrast dazu die kongeniale Beziehung der elektronischen Musik zu den Meisterwerken des deutschen Industriefilms um 1960. Eingeladen waren zwei Duos von Regisseuren und Komponisten: Edgar Reitz mit Josef Anton Riedl und Hugo Niebeling mit Oskar Sala. Riedl war durch Vermittlung von Carl Orff mit Edgar Reitz zusammengekommen und schrieb darauf die Musik für mehrere seiner Filme, unter anderem für den Kurzfilm "Kommunikation". Auch Oskar Sala, der Erfinder des Trautoniums, einer Vorform des Synthesizers, lernte durch Orff den Regisseur Niebeling kennen. Die bekanntesten Filme aus dieser Zusammenarbeit waren "Stahl - Thema mit Variationen" und der abendfüllende "Alvorada - Aufbruch in Brasilien".

Auch nach mehr als dreißig Jahren war die Faszination dieser Regisseure und Komponisten für ihr gemeinsames Sujet zu spüren und übertrug sich aufs Publikum. Zur erwähnten Strukturähnlichkeit von Filmsprache und industriellen Prozessen trat mit der elektronischen Musik eine dritte Dimension, die den Traum von der Maschine nur noch intensiver machte. Unter der oberflächlichen Entsprechung, daß es sich um Maschinenmusik handelt, deren Erzeugung ebensoviel Ingenieur- wie Kompositionstechnik erfordert, verbirgt sich, wie Josef Anton Riedl sagte, eine "tiefe Ähnlichkeit in der Mentalität des Machens". Gemeint ist auch hier das Montageprinzip. Vorgefundene natürliche und technische Geräusche, klanglich verfremdet, werden mit rein "künstlichen" Tönen kombiniert, überlagern sich und ergeben eine zeitlich gegliederte Struktur, die mit dem Bildrhythmus korrespondiert.

Da die Assoziationsbreite elektronischer Klänge, die nicht mehr an Legenden und Vorstellungen gebunden sind, weit größer schien als bei konventionell erzeugter Musik, war auch die kompositorische Gestaltungsfreiheit größer - was wiederum der Tendenz zur Abstraktion und zum Experiment in der Kameraarbeit entsprach. Reitz bezeichnete den Industriefilm der sechziger Jahre sogar als "Schule des modernen Films". Der ästhetischen Freiheit wurde offenbar auch genügend praktischer Handlungsspielraum eröffnet. Filmmaterial mit speziellen Emulsionen wurde auf Wunsch der Regisseure in Sonderanfertigung hergestellt, Geräte und Maschinen wurden entwickelt, wenn künstlerische Vorhaben dies erforderten. Auch das Siemens-Studio für elektronische Musik verdankte seine Existenz 1956 einem Filmprojekt: dem abendfüllenden Jubiläumsfilm "Impuls unserer Zeit". Die Aufgeschlossenheit der Auftraggeber gegenüber ästhetischen Innovationen wurzelte sicher auch in einem ungebrochenen Fortschrittsbegriff und wurde durch das deutsche Wirtschaftswunder begünstigt. So kam es, dass etwa Hugo Niebeling für die Mannesmann AG nach Brasilien reisen konnte, um dort mit großem Aufwand einen abendfüllenden Dokumentarfilm über das neue Stahlwerk in Belo Horizonte zu drehen. Dass der Regisseur sich anschließend mit seinem Auftraggeber gerichtlich auseinandersetzen musste, lag weniger an der unkonventionellen Machart des fertigen Films als daran, dass Niebelings Faszination sich mehr auf das fremde Land als auf das Stahlwerk bezog, das nur wenige Minuten gezeigt wird.

Zu den weiteren Themen des Symposiums zählten vergleichende Präsentationen europäischer Produktionsländer und eine Vorstellung der Filmarchive von Unternehmen der lokalen Schwerindustrie, jeweils mit zahlreichen Beispielen bestückt. Unter anderem war seit Jahrzehnten zum ersten Mal der Krupp-Film "Pioniere der deutschen Technik" in voller Länge zu sehen, einschließlich aller nationalsozialistischen Verknüpfungen des Produktionsjahres 1935. So reichhaltig jedoch der Rückblick auf die historische Seite der Sparte Industriefilm ausfiel, so bruchstückhaft blieb der Ausblick auf die Zukunft. Mit Stichworten wie Virtualität, Interaktion und Telepräsenz waren die Veranstalter offenbar überfordert. Ein Vormittag zu dieser Thematik blieb ein unverbundenes Konglomerat aus Selbstdarstellungen verschiedener Firmen und Institutionen in unterschiedlichster Qualität. Auch hier vermisste man den roten Faden.

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